Vorwort von Franz Alt

Franz Alt

Frieden zwischen Palästina und Israel ist möglich

Ist Frieden zwischen Palästina und Israel tatsächlich möglich?

Seit 100 Jahren leisten die Religionen im Nahen Osten eher Beiträge zum Krieg als zum Frieden. Jede hat Angst vor der Übermacht der Anderen. Doch die Geschichte lehrt, dass Angst und Misstrauen nicht durch Krieg und Gewalt zu überwinden sind. Welchen Beitrag können Religionen zum Frieden im Nahen Osten ganz konkret und praktisch leisten?

Die zentrale Tugend der drei abrahamischen Religionen ist in gleicher Weise die Barmherzigkeit. Hier steckt ein riesiges, noch unerschlossenes Friedenspotential. Die gemeinsame Basis von Judentum, Christentum und Islam heißt: verstehen statt verurteilen, versöhnen statt vernichten, lieben statt hassen. Empathie ist der Weg zum Frieden.

In seinem neuen Buch präsentiert Gottfried Hutter, Psychotherapeut, Theologe, Nahostkenner mit Jahrzehnte langen Kontakten zu wichtigen Persönlichkeiten aus Politik und allen drei Religionen im Nahen Osten, einen überraschenden, zunächst utopisch scheinenden, aber doch realisierbaren Friedensvorschlag: Die umstrittenen israelischen Siedlungen im Westjordanland als Friedenschance!

Utopisch, unrealistisch, verrückt? Sicher noch eine Vision.

Auch die deutsch-französische Freundschaft schien lange reine Utopie. Heute ist sie Realität. Auch eine EU schien unmöglich, aber heute gibt es sie.

Also warum sollen Israel und Palästina nicht friedlich nebeneinander koexistieren? Israel mit seiner palästinensischen Minderheit neben Palästina mit der jüdischen Minderheit der heutigen Siedler?

Gerade die so umstrittene jüdische Minderheit der Siedler im Westjordanland bietet jetzt eine realistische Chance, das gesamte Westjordanland einschließlich der jüdischen Siedlungen und Gaza zu einem neuen palästinensischen Staat zu verwandeln. Das wäre endlich ein politisches Gleichgewicht zwischen Israel und Palästina mit der Chance auf Wohlstand für alle.

Wie lief es denn in Europa nach 1945? Dauerhafter Frieden durch Wohlstand war die Grundidee der Friedensregelung. Erreicht werden sollte das durch wirtschaftliche Kooperation und politische Zusammenarbeit. Das war der Ansporn. Also könnten auch Palästina und Israel und ihre jeweiligen Minderheiten ökonomisch zusammenarbeiten und andere arabische Länder zu einer Nahost-Gemeinschaft, einer Nahost-Union, einladen – mit dem Ziel Frieden und Wohlstand zu schaffen. Dabei könnte nach dem Vorbild der EU und in Kooperation mit der EU ein neues Wirtschaftswunder entstehen. Am Anfang müssten natürlich vertrauensbildende Schritte stehen ähnlich wie beim Überwinden des Kalten Krieges vor einigen Jahrzehnten in Europa. Das Ziel muss Aussöhnung und Frieden sein, eine Zeit lang von UN-Blauhelmen überwacht.

Dabei könnten die drei abrahamischen Religionen eine zentrale Rolle spielen. Alle drei Religionen basieren doch auf den Werten Liebe, Frieden und Barmherzigkeit.

Eine starke politische und spirituelle Persönlichkeit müsste diese Vision, nach der sich Millionen Menschen aller Religionen im gesamten Nahen Osten sehnen, nachhaltig, glaubwürdig und öffentlichkeitswirksam vertreten. Vielleicht eine Frau wie Angela Merkel, die vom Frieden her denkt und nicht vom Krieg her. Oder ein Mann wie Michail Gorbatschow, der vor über 30 Jahren den Mut zum ersten Abrüstungsschritt hatte.

Auch kluge Politiker und religiöse Führer in Saudiarabien und Iran hoffen auf diese Vision – wie Gottfried Hutter aufzeigt. So könnte ein wachsender Nahostfrieden der Schlüssel für Weltfrieden werden. Die bisherige Nahostpolitik war und ist zu visionslos. Vor allem die Bedeutung der Religionen in dieser Region für den Frieden wurde in allen Verhandlungen übersehen. Die Geschichte nach 1945 lehrt aber, dass selbst der Punkt des tiefsten Konflikts der Beginn zur Versöhnung in einer neuen Zeit sein kann. Frieden ist immer und grundsätzlich möglich. Das Gegenteil zu behaupten, ist Ideologie und menschenfeindlich.

Ein unschätzbar wertvolles Buch voll anregender neuer Ideen, das Gottfried Hutter hiermit vorlegt. Endlich ein Buch, das nicht vom Krieg her, sondern vom Frieden her denkt und deshalb aufzeigt, dass Frieden auch zwischen Israel und Palästina möglich ist.

 

Baden-Baden, 1. September 2017, Antikriegstag Franz Alt