Nahostkonflikt: Buchmesse Wien

Neue Lösungsansätze zum Nahostkonflikt: Ein Interview mit Buchautor Gottfried Hutter auf de r Wiener Buchmesse 2023

Aktueller denn je: Auf der Wiener Buchmesse ist Buchautor Gottfried Hutter mit seinem Buch „Ehrenhafter Frieden“ ein viel gefragter Interviewpartner. Als Theologe und Psychotherapeut beleuchtet er das Thema Nahostkonflikt aus einem völlig anderen Blickwinkel und gibt damit einzigartige wie wertvolle Lösungsvorschläge.

Hierbei geht es um einen Weg zum Frieden für Israel und Palästina – spätestens seit dem brutalen Überfall der Hamas auf Israel vom 7. Oktober also höchst interessant, auch über neue Lösungsansätze nachzudenken.

Video zum Buch „Ehrenhafter Frieden“ von Gottfried Hutter über neue Lösungsvorschläge zum Nahostkonflikt

 

 

 

Transkript:

Wir sind hier auf der Buchmesse in Wien und ich freue mich sehr, Herrn Gottfried Hutter hier zu treffen. Herr Hutter hat ein sehr bemerkenswertes und interessantes Buch geschrieben, nämlich „Ehrenhafter Frieden“ und er wirft die Frage auf, „wie kann bleibender Friede gesichert werden zwischen der muslimischen Welt und Israel“. Und ich möchte Herrn Hutter jetzt fragen, was haben Sie da geschrieben in dem Buch? Was steht da drin?

Also mir ging es darum, eine Friedenslösung zu finden, bei einem aussichtslos erscheinenden Konflikt. Das war mir von, das war mir von Anfang an klar. Also begonnen habe ich damit zu schreiben 2001, mit dem 11. September, also wie dieses große Attentat war, wo die World Trade Centers eingestürzt sind.

Das hat mich gedrängt, weil ich vorher ein Jahr in Ägypten mit einem Sufi Meister den Islam sehr gut kennen gelernt habe. Und ich selbst bin von meiner Ausbildung her ein katholischer Theologe.

Verstehe.

Und diese Kombination mit diesem weisen Sufi Meister, den ich wirklich gut kennen gelernt habe – und ich habe durch ihn den Islam sehr gut kennen gelernt – das hat mich veranlasst,  dieses Thema aufzugreifen. Wie kann man dort, wo alle sagen, da ist Hopfen und Malz verloren, da ist nichts zu machen, wie kann man da Frieden erreichen? Und mir ist da klar geworden, es geht nur, wenn es ein ehrenhafter Frieden ist.

Wie meinen Sie das? In unserer Zeit ist „ehrenhaft“ ja nicht gerade ein Modewort.

Ja, ich weiß, aber mir war klar, ehrenhaft muss er deshalb sein, damit niemand beleidigt ist.

Der Grund für den Konflikt ist ja hauptsächlich, dass die Palästinenser immens beleidigt sind, weil die Juden dort eingewandert sind in dieses Land – und ihnen gewissermaßen das Land weggenommen haben. Daher waren sie sehr beleidigt. Also wie kommen sie heraus aus dem Beleidigtsein? Nur durch einen ehrenhaften Frieden.

Aber es ist ja sehr viel emotionale Verletzung passiert, auch viele Opfer wurden gebracht, viele Menschen wurden ermordet. Wie kann man darüber hinwegschreiten?

Man kann darüber hinwegschreiten, indem man sich fragt, wie kann eine Lösung erreicht werden?

Man kann nicht darüber hinwegschreiten, indem man als Beleidigter anfängt zu kämpfen und die anderen abzuwerten. Da geht der Konflikt unendlich weiter. Da gibt es keine Lösung. Eine Lösung gibt es nur, wenn die beleidigte Partei innehält und sich fragt: Was kann ich beitragen dazu, dass diese Situation friedlich gelöst wird.

Ja, aber was sollen da die Juden machen?

Die Juden werden auf jeden Fall …. Oft wird ja gesagt, die Juden müssten eigentlich den Frieden machen. Ich meine, die Juden haben keinen Anlass, Frieden zu machen. Die leben in diesem Land, sie haben es erobert und sind immer stärker geworden und immer stärker und sind daher nicht veranlasst. Aber die Palästinenser, die leiden. Seit vielen, vielen Jahren leiden die Palästinenser. Wie kommen sie aus dem Leiden heraus? Nur indem sie etwas beitragen zum Frieden.

Das ist eine interessante Annäherung.

Herr Hutter, wie geht es Ihnen mit dem Buch, wie ist die Reaktion auf das Buch?

Ja, die Reaktion war anfangs so, dass ich größte Schwierigkeiten hatte, einen Verlag zu finden.

Wirklich?

Ja. Damals war ja nicht diese Krise. Damals waren Israel und Palästina in den Hintergrund gerückt. Andere Themen sind in den Vordergrund getreten und daher waren die Verlage damals an dem Thema gar nicht interessiert.

Nicht interessiert? Und glauben Sie, dass das heute auf fruchtbaren Boden fällt?

Ich meine schon, denn heute erwarten ja alle wirklich dringend… Alle fragen sich, wie kann da je Frieden werden? Und die meisten sagen sich, ja, unmöglich, es geht nicht. Aber genau deshalb bin ich auf diese Lösung gekommen und diese Lösung besteht ja darin – das Beleidigtsein der Palästinenser beruht ja darauf, dass die Juden eingewandert sind in ihre ehemalige Heimat und den Palästinensern praktisch das Land weggenommen haben. Und so war klar, dass die Palästinenser darauf sauer reagiert haben. Aber wenn Frieden werden soll, dann müssen sie dieses sauer Reagieren stoppen. Und sie müssen genau das machen, was die Juden, die dort eingewandert sind, sich am sehnlichsten gewünscht hätten, nämlich willkommen geheißen zu werden – und dieses Willkommen heute aussprechen. Das kostet keinen Pfennig – und zusätzlich bekommen die Palästinenser ihren palästinensischen Staat durch dieses jüdische Gebot oder biblische Gebot „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Denn sie bekommen jetzt von den Palästinensern etwas, das sie die ganze Zeit erhofft und nicht bekommen haben, also etwas Großartiges! Daher müssen sie etwas Großartiges auch wieder zurückgeben. Und das ist der palästinensische Staat!

Herr Hutter, Sie haben mich jetzt wirklich neugierig gemacht auf dieses Buch. Ich hoffe, dass Sie, liebe Zuseher, auch neugierig geworden sind und dass Sie diesen sehr interessanten und einmaligen Vorschlag zu einem Frieden im Nahen Osten lesen und studieren werden und dass Sie vielleicht daraufhin auch Inspirationen bekommen werden, selbst etwas dazu beizutragen.

Danke, Herr Hutter, für dieses Gespräch.

Ich bedanke mich für dieses Interview!